Nachfolge ist kein Verwaltungsakt – sondern ein tiefgreifender Change-Prozess. Wer diesen nicht gestaltet, riskiert den Ruin des Unternehmens.
Die unterschätzten Personalrisiken in der Unternehmensnachfolge: Warum der Mensch im Mittelpunkt stehen muss
Viele Unternehmer konzentrieren sich in der Nachfolgeplanung auf Verträge, Steuern und Firmenwerte. Doch eine Nachfolge scheitert oft nicht an Paragraphen, sondern an Menschen. Welche gravierenden Personalfehler Unternehmer bei der Nachfolgeregelung machen – und wie diese vermieden werden können.
1. Zu spät mit der Nachfolge angefangen: Zeitdruck macht blind
Einer der häufigsten Fehler: Die Nachfolge wird viel zu spät angegangen. Dabei braucht ein solcher Prozess Jahre, nicht Monate. Wer zu lange wartet, riskiert:
- dass die gewünschte Nachfolgerin oder der Nachfolger abspringt (z.B. wegen Finanzierungsproblemen oder familiären Konflikten),
- dass die eigenen Kinder gar kein Interesse haben – oder sich überfordert fühlen,
- dass Banken keine Finanzierung mehr bereitstellen,
- dass Streit unter den Eigentümern oder in der Familie eskaliert,
- dass der Unternehmer aus gesundheitlichen Gründen plötzlich gezwungen ist, abzugeben – ohne Plan B.
Die Folge: hektische Entscheidungen, miese Verhandlungspositionen, Übergaben unter Druck – oder gar eine Fehlbesetzung.
2. Der Unternehmer weiß alles besser
Viele Firmeninhaber denken, sie kennen ihr Unternehmen am besten – und können allein entscheiden, wer der oder die Richtige ist. Dabei passieren klassische Denkfehler:
- Man sucht den “perfekten Alleskönner” – den gibt es nicht.
- Man sucht jemanden, der genau so denkt wie man selbst – obwohl die Zukunft andere Anforderungen stellt.
- Man fragt nur im eigenen Netzwerk herum, statt offen und professionell zu suchen.
Ergebnis: Die Nachfolge passt weder fachlich noch kulturell zum Unternehmen – das Unternehmen droht zu stagnieren oder falsche Wege einzuschlagen.
3. Kein ordentliches Onboarding bei der Nachfolge – ein übersehener Erfolgsfaktor
Selbst wenn der oder die Richtige gefunden wurde: Die Einführung scheitert oft am fehlenden Onboarding. Typische Fehler:
- Keine Zeit für eine schrittweise Einarbeitung.
- Themen werden nur oberflächlich übergeben.
- Der Alt-Inhaber mischt sich weiter ein – sichtbar oder unsichtbar.
- Die Belegschaft wird nicht eingebunden – oder zu spät informiert.
So entsteht Unsicherheit im Unternehmen. Mitarbeitende verlieren Vertrauen – oder gehen gleich selbst.
Die Folge: Eine feindliche Atmosphäre für die Nachfolgerin oder den Nachfolger. Kein guter Start.
Fazit: Menschliche Faktoren entscheiden über Erfolg oder Misserfolg in der Nachfolge
Eine erfolgreiche Nachfolge braucht Zeit, Offenheit und professionelle Begleitung. Unternehmer sollten:
- frühzeitig beginnen (3-5 Jahre Vorlauf!),
- offen für unterschiedliche Profile und neue Ideen sein,
- die Suche professionell begleiten lassen – z.B. durch Personalberater,
- ein strukturiertes Onboarding sicherstellen,
- selbst konsequent loslassen.
Denn eine Nachfolge ist kein Verwaltungsakt – sondern ein tiefgreifender Change-Prozess. Wer diesen nicht gestaltet, riskiert den Ruin des Unternehmens.


